„Cradle2Cradle? Was ist das denn bitte?“ So ähnlich wird meine Rückfrage wohl geklungen haben, im Winter 2019, am Telefon mit Melusine. „Cradle2Cradle2. Kreislaufwirtschaft. Das ist jetzt der neueste Trend, die höchste Nachhaltigkeitsstufe da draußen“, kam es am anderen Ende der Telefonleitung von Melusine zurück. Gerade hatte sie ein Treffen mit einem Unternehmen hinter sich gebracht, das eventuell infrage kam, unsere Papiere zu produzieren. Damals, in den Monaten vor der Gründung von PÁPYDO, beschäftigten wir uns tagein tagaus mit unserem Produkt, dem Geschenkpapier. Wir wollten, dass es so nachhaltig wie nur irgendwie möglich werden würde und sprachen dazu mit diversen Papierexperten und Produzenten. Schnell stellte sich heraus, dass unsere Vorstellung von Nachhaltigkeit der aktuellen Branchenmeinung sogar etwas hinterher war. Während wir von Recyclebarkeit, Klimaneutralität und regionalen Rohstoffen redeten, sprach die Papierwelt schon über das zugegeben etwas merkwürdig klingende Wort „Cradle2Cradle“. Doch was ist das denn nun eigentlich?

 

Cradle2cradle Grafik der Kreislaufwirtschaft

 

"Cradle to Cradle" (C2C) ist ein Konzept für nachhaltiges Design und Produktion, das von dem deutschen Chemiker Michael Braungart und dem US-amerikanischen Architekten William McDonough entwickelt wurde. Die Idee hinter Cradle to Cradle ist, einen geschlossenen Kreislauf zu schaffen, in dem alle Produkte und Materialien entweder biologisch abbaubar sind und in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden können (biologischer Kreislauf), oder technisch recycelt und wiederverwendet werden können, ohne Qualitätsverlust oder schädliche Auswirkungen (technischer Kreislauf).


Im Gegensatz zum traditionellen "Cradle to Grave" Ansatz, bei dem Produkte nach ihrer Nutzung meist entsorgt werden, strebt Cradle to Cradle danach, Abfall zu eliminieren und Produkte so zu gestalten, dass sie immer wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt werden können. Dieses Konzept berücksichtigt nicht nur ökologische, sondern auch soziale und ökonomische Aspekte der Nachhaltigkeit.


Das Cradle-to-Cradle-Prinzip betrifft nicht nur die physischen Materialien, sondern auch die Art und Weise, wie Produkte hergestellt werden. Es fordert so eine umfassende Überarbeitung der industriellen Prozesse und der Art und Weise, wie wir über Produkte und Abfall denken. Das Ziel ist, eine Welt zu schaffen, in der wir nicht nur weniger schädliche Auswirkungen auf die Umwelt haben, sondern auch aktiv zur Gesundheit der Ökosysteme beitragen.


Das Konzept von Cradle to Cradle hat in den letzten Jahren in verschiedenen Branchen und Bereichen der Nachhaltigkeit Aufmerksamkeit erregt und wurde auf viele Produkte und Produktionsprozesse angewendet. Es geht darum, das Prinzip der Nachhaltigkeit von Anfang an in den Design- und Herstellungsprozess einzubinden, um langfristige positive Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft zu erzielen.


Als wir das erste Mal von Cradle2Cradle erfuhren, da war es geboren: Das Ziel ein Geschenkpapier zu schaffen wie eine Banane. Wobei, nicht wie eine Banane, sondern viel eher wie eine Bananenschale. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, eine Bananenschale als „böse“ zu bezeichnen. Sie endet zwar als Müll, aber als Müll, der sich von selbst eliminiert, indem er sich zu Kompost verwandelt. Das Gleiche stellten wir uns auch für unser Geschenkpapier vor.


Uns war klar, dass wir einen Produzenten finden mussten, der nach dem Cradle2Cradle Konzept produziert. Bei der Suche nach solchen, besonders nachhaltigen Unternehmen, helfen Cradle2Cradle Zertifizierungen. Diese werden vom Cradle to Cradle Products Innovation Institute vergeben. Das Institut ist eine gemeinnützige Organisation, die das Cradle to Cradle-Prinzip fördert und Unternehmen dabei unterstützt, Produkte gemäß dieser Prinzipien zu entwickeln, herzustellen und zu zertifizieren.

Die Cradle to Cradle-Zertifizierung bewertet Produkte anhand verschiedener Kriterien, die sich auf Materialgesundheit, Kreislauffähigkeit, erneuerbare Energie, Wasser- und Sozialverantwortung beziehen. Die Zertifizierung erfolgt in fünf Stufen: Basic, Bronze, Silver, Gold und Platinum. Ein Produkt erhält eine bestimmte Zertifizierungsstufe abhängig von der Erfüllung dieser Kriterien.

Die Zertifizierung soll Unternehmen dazu ermutigen, Produkte so zu gestalten und herzustellen, dass sie den Prinzipien von Cradle to Cradle entsprechen, also entweder biologisch abbaubar sind oder in technischen Kreisläufen recycelt werden können. Dies fördert die Schonung von Ressourcen, die Minimierung von Abfall und die Reduzierung negativer Umweltauswirkungen.

 

Nach langer Suche fanden wir einen Produktionspartner, der unseren Anforderungen an Nachhaltigkeit standhielt. So sind wir nun stolz darauf zu sagen, dass die Farben, mit denen wir die Papiere bedrucken, Cradle2Cradle zertifiziert sind. Dies ist vor allem wichtig, da Farben eine besonders schwierig zu verarbeitende und giftige Abfallgruppe darstellen. (Wer noch mehr zu diesem Thema lesen möchte, dem empfehle ich den Artikel: Auf die Farbe kommt es an).

 

In anderen Bereichen wie z.B. dem Papier oder den Geschenkbändern gibt es leider oft noch gar keine Cradle2Cradle Alternative. Hier besteht noch Forschungs- und Innovationsbedarf. 

August 26, 2023

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